Nachhaltige Baukultur

Massivteile im Fassadenbau im Trend

Der ums Jahr 1500 in Ferrara erbaute Palazzo dei Diamanti besitzt eine Marmor-Fassade, die aus 12.600 massiven Marmorblöcken konstruiert wurde und heute als Wahrzeichen der italienischen Frührenaissance gilt. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts setzte man in der Architektur regelmäßig Naturstein als konstruktives Bauelement ein. Mit dem Aufkommen von Beton und Glas wurde Naturstein zunehmend als Dekomaterial verwendet. Heute ist das Bewusstsein zurück: konstruktive Natursteinbauteile schaffen einen nachhaltigen Mehrwert im Fassadenbau und etablieren sich als tragende Säule einer zukunftsorientierten Baukultur.

Wir alle kennen das einzigartige Gefühl, wenn man in einer historischen Altstadt unterwegs ist. Die massiven Natursteinfassaden an den Stadthäusern, die robusten Naturstein-Sockel und die Ecklisenen aus Naturstein haben eine besondere Anmutung. Sie unterscheiden sich optisch wie auch haptisch von modernen Bauten. In solchen Momenten erkennen viele, dass wir durch die Ära der Beton- und Glasarchitektur auch einen Teil unserer Lebensqualität verloren haben. Mit dem Bau von großen und weitspannenden Massivteilen entsteht derzeit ein Gegentrend zu dieser schnelllebigen Baukultur.

 

Massivteile statt Dekorplatten: Der neue Trend im Fassadenbau

Durch die Neuorientierung ergeben sich – neben der Ästhetik – viele weitere Vorteile. Wie die vom Deutschen Naturwerkstein-Verband in Auftrag gegebene Nachhaltigkeitsstudie zeigt, weisen Fassadenkonstruktionen mit Naturstein erhebliche ökologische und ökonomische Vorteile gegenüber anderen Fassadentypen auf. So funktionieren insbesondere Massivfassaden aus Naturstein als optimale Temperaturspeicher – ganz im Gegensatz zu Fassaden mit vorgehängten, dünnen Fassadenelementen, die noch heute vielerorts standardmäßig verbaut werden. Wenn es im Sommer draußen heiß ist, schützt eine massive Fassade mit einer Stärke von bis zu 12 cm den Innenbereich und lässt die Hitze nicht bzw. nur teilweise ins Gebäude. Diesen Kühleffekt nutzte man bereits in früheren Epochen, wo die Bauweise mit Massivelementen üblich war und erst durch die aufkommende Beton- und Glas-Architektur verdrängt wurde. Massiv gebaute Fassaden überzeugen aber auch durch ihre materialgerechte Verwendung: So können etwa bei einer Mauerwerksfassade auch kleinere Elemente mit demselben Naturstein realisiert werden, was eine hohe und nachhaltige Ausnutzung des Materials ermöglicht. Im Gegensatz zu den dünnen Dekorplatten lassen sich bei massiven Steinfassaden zudem handwerklich anspruchsvolle Arbeiten umsetzen. Ausgefallene Formen und spezifische Details sorgen für eine individuelle Gestaltung der Oberfläche, die heute gefragter ist denn je.

 

Diese Fassadenprojekte stehen für eine nachhaltige Baukultur

Moderne Massivfassaden passen zum nachhaltigen Zeitgeist. Sie kombinieren die Vorteile der traditionellen Massivbauweise mit dem Prinzip der hinterlüfteten Fassade, um die Bausubstanz gegen Feuchtigkeit und Hitze zu schützen und die Wohnqualität im Inneren des Gebäudes zu erhöhen. Die nachfolgenden Projekte zeigen exemplarisch die Vorteile dieser zeitgemäßen Form der Massivbauweise bei Fassaden.

 

Historisches Museum Frankfurt

Nach den Plänen des Architekturbüros Lederer Ragnarsdottir + Oei wurden unmittelbar im historischen Zentrum der Stadt Frankfurt vom Bamberger Natursteinwerk Hermann Graser die Fassaden der Neubauten für das Historische Museum aus Neckartäler Hartsandstein als Vormauerschale erstellt. Dabei beeindrucken die Fassaden sowohl durch ihre individuelle Gestaltung als auch durch die vielen Massivelemente und gelungenen Details. Der Vorteil von massiven Mauerwerksfassaden, nämlich die Integration massiver, weit spannender Bauteile aus dem gleichen Naturstein in die Fassade, wurde hier großartig umgesetzt. So wurden unter anderem die Klappläden, die massiven Fensterumrahmungen mit schräg geformten Gewänden, Stürzen und Fensterbänken sowie massive Stürze mit einer Länge von ca. 3,40 m ebenfalls aus dem Neckartäler Hartsandstein verwirklicht.

 

Sauerland-Museum Arnsberg

Architektonisch überzeugt der Erweiterungsbau des Museums durch seine Plastizität. Für dessen Einkleidung entschied sich das Architekturbüro Bez+Kock Architekten aus Stuttgart für eine Mauerwerksfassade aus Gauinger Travertin. Die Konstruktionsweise ermöglicht es, die ökologischen Vorteile einer zweischaligen Fassade mit der ansprechenden Ästhetik eines massiven Mauerwerks zu verbinden. Die Verwendung von Naturstein als massives Mauerwerk ist materialgerecht und zugleich ressourcenschonend, da der Stein optimal ausgenutzt werden kann. Dazu kommt die hervorragende CO2-Bilanz von regionalem Naturstein. Mit der Ausführung der Natursteinarbeiten wurde die Firma LAUSTER STEINBAU betraut, die über eine jahrzehntelange Erfahrung bei der Erstellung von Mauerwerksfassaden verfügt und diese stetig technisch weiter entwickelt.

 

Schlossstraße Berlin

Ein besonders gelungenes Beispiel von hochwertiger Naturstein-Architektur ist das kürzlich fertiggestellte Wohn- und Geschäftshaus in der Schlossstraße, Berlin, für das sich das Büro Patzschke & Partner Architekten verantwortlich zeigt. Die Naturstein-Fassade wird durch massive, profilierte Lisenen und kannelierte Wandplatten strukturiert. Diese klassischen Bauelemente wurden mittels einer modernen Unterkonstruktion im Bauwerk verankert. Die Dämmung aus Steinwolle liegt zwischen tragender Wand und der Natursteinfassade. Bei einem eventuellen Rückbau können so alle Materialien getrennt recycelt werden. Als Naturstein wurde Waldenbucher Sandstein aus dem Schönbuch verwendet. Dieser weiße bis weißlich-gelbe grobkörnige Stubensandstein wurde durch LAUSTER STEINBAU im firmeneigenen Steinbruch gewonnen und im Werk Maulbronn verarbeitet.

 

Für eine Fassaden-Beratung braucht es den Experten

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