Natursteine aus Deutschland:
Seit Jahrtausenden prägen regional vorkommende Natursteine unsere Städte
Die Architekturgeschichte Deutschlands zu erzählen, wäre ohne Naturstein kaum denkbar. Kirchen, Schlösser und Regierungspaläste formten im Lauf der Jahrhunderte den individuellen Charakter deutscher Städte und tragen heute zu unserem Image als eine der großen europäischen Kulturnationen bei. Aufgrund der Tatsache, dass die großen geologischen Naturstein-Vorkommen im Süden und in der geographischen Mitte Deutschlands zu finden sind, wurden große Bauwerke aus Naturstein über Jahrhunderte hinweg überwiegend in diesen Regionen realisiert. In Städten des Nordens wie Hamburg oder Berlin findet man Schlösser und Bauten aus Naturstein erst aus der Zeit, in der die Transportmöglichkeiten dies zuließen. Dabei ist zunächst der Transport auf den Flüssen und natürlich später mit der Eisenbahn zu nennen.
Große Naturstein-Vorkommen von den Alpen bis Hannover
Deutschland weist eine sehr große geologische Vielfalt und einen raschen Wechsel von Gesteinsformationen auf. Das wechselhafte Relief von unterschiedlichen Gesteinen hat sich über viele Millionen Jahre durch die stetige Aufeinanderfolge von marinen und festländischen Epochen herausgebildet. Die Sandsteine, vorwiegend triassische festländische Ablagerungen, ziehen sich als ein Band quer durch ganz Deutschland, vom Pfälzer Wald, über den Odenwald, Spessart und den Main aufwärts bis nach Franken. In der Sächsischen Schweiz sind die jüngsten Sandsteine aus der Kreidezeit im Abbau. Die Kalksteinvorkommen dominieren die Gebiete, wo die Ablagerung des Muschelkalk und des Jura an der Erdoberfläche durch Erosion freigelegt wurde und erstrecken sich nördlich der Donau bis nach Unterfranken. Plutonite, vorwiegend Granite, Diorite und Syenite werden heute vom Fichtelgebirge bis in den Bayrischen Wald in zahlreichen gut erschlossenen Vorkommen abgebaut. Vulkanite der jüngeren Erdgeschichte werden in der Eifel und am Oberrhein gewonnen. Die Zeugen der letzten Gebirgsbildung vor rund 50 Millionen Jahren sind noch deutlich sichtbar. Die Heraushebung der geologisch noch jungen Alpen, das Einbrechen des Oberrheintalgrabens und die Fränkische Linie zwischen Oberpfalz und Thüringen sind einige der Auswirkungen der alpinen Gebirgsbildung. Eine Übersicht über die verschiedenen Natursteinsorten, die heute aktiv in Deutschen Steinbrüchen abgebaut werden, finden Sie hier.
Drei Bauwerke aus regionalem Naturstein
Die drei nachfolgenden Bauprojekte illustrieren die enorme Bedeutung von heimischem Naturstein. Als lokal verfügbarer, natürlicher Baustoff ist er bis heute ein Garant für eine nachhaltige Architektur und für eine historische Kontinuität über viele Epochen hinweg.
Schloss Heidelberg: Ruine und neues Besucherzentrum aus einem Stein
Das neue Besucherzentrum Schloss Heidelberg ist ein gutes Beispiel für die nachhaltige Nutzung eines regional vorkommenden Natursteins. Der Neubau, welcher auf dem Gelände der Ruine des alten Schloss Heidelberg nach Plänen des Architekten Max Dudler realisiert wurde, schreibt die uralte Geschichte des Schlosses in einem neuartigen und zeitgemässen Kontext fort. Beim Bau des Besucherzentrums wurde der regional vorkommende Neckartäler Hartsandstein aus dem Raum Eberbach verwendet. Nicht nur die Fassade ist aus diesem Sandstein gefertigt. Auch die Terrassenbereiche und das Flachdach, welche durch das Bamberger Natursteinwerk Hermann Graser erstellt wurden, bestehen aus Neckartäler Hartsandstein. Die Pflastersteine, die bei der Gestaltung des Aussenbereichs zum Einsatz kamen, wurden ebenfalls durch das Bamberger Natursteinwerk hergestellt und geliefert.
Kölner Dom – Naturstein-Architektur mit Weltruf
Eines der berühmtesten Bauwerke Deutschlands ist der Kölner Dom. Er steht exemplarisch für die jahrhundertealte Verbindung zwischen Architektur und Naturstein. Die Bauzeit des Kölner Doms begann 1248 und endete nach einem 300-jährigen Unterbruch erst im Jahr 1880. Damals war die Kirche als das höchste Bauwerk der Welt bekannt. Insgesamt wurden für den Bau der Kathedrale rund 50 verschiedene Natursteinsorten verwendet – die Palette reicht von Trachyt und Sandstein bis zu Kalkstein und Basaltlava. Für einen großen Teil des Domes wurde der Stubensandstein aus den Steinbrüchen um Schlaitdorf, südlich von Stuttgart gelegen, verwendet. Die Steine wurden mit dem Schiff nach Köln transportiert. Heute ist in dieser Region der Steinbruch Waldenbuch der Firma Lauster Steinbau aktiv.
Köhlbrandtreppe – Hamburger Wahrzeichen aus Basaltlavastein
Die im Hamburger Stadtteil Altona-Altstadt gelegene Köhlbrandtreppe wurde 1887 eingeweiht und diente bis in die Sechzigerjahre des 20. Jahrhunderts den Arbeitern, um von den engen Wohnvierteln in der Oberstadt zu den Hafenanlagen zu gelangen. Die massiven Blockstufen der Köhlbrandtreppe bestehen aus Basaltlavastein, die aus den Basaltlavavorkommen der Eifel gewonnen wurden. Nach einer Nutzungsdauer von nahezu 135 Jahren war eine Erneuerung der Treppenanlage erforderlich geworden. Dies hatte vor allem zwei Gründe. Zum einen war der Treppenunterbau marode geworden. Gleichzeitig galt es, den aktuellen Anforderungen an die Barrierefreiheit von Treppenanlagen im öffentlichen Bereich gerecht zu werden. Bei den Trittkanten der neuen Basaltlava Massivstufen wurden deshalb in der jeweils obersten und untersten Stufenreihe Kontraststreifen aus einem hellen Granitmaterial eingelassen.
Mit Naturstein auf dem Weg in eine nachhaltige Zukunft
Weil Naturstein langlebig ist und den heutigen Anforderungen an klimaneutrales Bauen besonders gut entspricht, spielt der nachhaltige Baustoff in der Architektur wieder eine zunehmend wichtige Rolle. Statt auf künstlich hergestellte Materialien wie Glas, Beton oder Stahl setzen Architekten und Planer beim Bauen wieder vermehrt auf den hochästhetischen, langlebigen und energetisch optimal einsetzbaren Baustoff. Damit Sie bei Ihrem Bauprojekt den passenden Naturstein einsetzen, lohnt sich ein Gespräch mit unseren Experten.